Die Schleie (Tinca tinca), auch der Schlei genannt, gehört zu den Karpfenartigen (Cypriniformes) und lebt überwiegend am Grund langsam strömender oder stehender Gewässer<< Neues Textfeld >>
Sie kommt praktisch in ganz Europa mit Ausnahme von Griechenland, Dalmatien, dem schottischen Hochland, Nordskandinavien, der Halbinsel Krim und den Mittelmeerinseln[1][2] und im gemäßigten Asien vor. Als Herkunftsgebiet der Schleie gelten Europa, Kleinasien und Westsibirien.
Die Grundfarbe der Schleie ist dunkel oliv; eine rot-goldene Zuchtform („Goldschleie“) wird bisweilen in Zierteichen gehalten. Auffallend ist ein hoher Schwanzstiel mit gerade abschließender Schwanzflosse. Das Seitenlinienorgan verläuft fast waagerecht bis zur Schwanzwurzel. Die dicke Haut ist schleimig und mit kleinen Rundschuppen bedeckt. Diese Schleimhaut wirkt neuen Untersuchungen zufolge antibakteriell und pilzhemmend, sowohl für den Fisch selbst als auch für die Brut. Das endständige Maul ist vorstülpbar, dicklippig und mit zwei kurzen Barteln versehen.
Schleien werden 20 bis 40 Zentimeter groß, maximal sind 70 Zentimeter bei 10 Kilogramm denkbar. Belegt jedoch sind nur Maximalgewichte von 7,5 kg.[2]
Schleien verfügen über die Fähigkeit zur Kälte- und Hitzestarre, die es ihnen ermöglicht, kurzfristig auch extremen Sauerstoffmangel zu überleben. Deshalb sind sie auch in kleinen Tümpeln anzutreffen.
Optimal sind Wassertemperaturen zwischen 12 °C und 26 °C.[3] Schleien laichen in der Zeit zwischen April und Juni. Die Wassertemperatur sollte mindestens 18 °C erreicht haben, damit die Laichbereitschaft eintritt. Die Rogner legen dabei innerhalb von etwa zwei Wochen insgesamt bis zu 300.000 klebrige Eier an Wasserpflanzen ab.
Sie ernähren sich hauptsächlich von Kleinlebewesen, aber auch von Schnecken (z. B. die typischen in ihrem Habitat vorkommenden Schleischnecken Bithynia tentaculata[4]) und Algenaufwuchs.[5]
Schleien neigen durch schlechtere Umweltbedingungen und Fehlen einer gesunden Raubfischpopulation sehr stark zur Verbuttung. Diese Schleien sind dann ab einer Größe von 15 Zentimetern geschlechtsreif und wachsen dann kaum weiter.
Die Schleie ist ein geschätzter Speisefisch und gilt als schmackhafter als der Karpfen. Ihr Fleisch wird als fest, grätenarm und fettarm beschrieben. Sie verfügen nicht, wie bei den meisten Friedfischen, über die Gräte entlang der Seitenlinie.[9][10] Goldfarbene Schleien (sogenannte Goldschleien) werden für Gartenteiche und Parkteiche gezüchtet. In der Teichwirtschaft werden aufgrund ihres wesentlich schnelleren Wachstums mehr Karpfen und Forellen als Schleien erzeugt. Die Schleie gilt als Nebenfisch der Karpfen-Teichwirtschaft[11], sie spielen eine wichtige Rolle als Besatzfische für Angelvereine. Schleien wurden züchterisch nicht so intensiv bearbeitet wie Karpfen.[12][13]
Während in Europa Tschechien und andere osteuropäische Länder führend in der Erzeugung von Schleien sind, wird seit Beginn des 21. Jahrhunderts die Schleienproduktion in Aquakultur auch in China intensiviert.[14]
Die Schleie war in Deutschland und in Österreich Fisch des Jahres 2007.[2] Sie ist mit ‚Least Concern‘ in der Liste der bedrohten Tierarten der IUCN klassifiziert
Schleien gehören wie Karpfen zu beliebten Sportfischen für Friedfischangler. Kommen Karpfen und Schleien als Besatzfische gemeinsam in einem geschlossenen Gewässer vor, treten beide Arten häufig in direkte Nahrungskonkurrenz zueinander. Die aktiveren Karpfen sind in der Lage, bei knappem Nahrungsangebot die Schleienpopulation zurückzudrängen. Die robusten Schleien haben zusammen mit den Karauschen den geringsten Sauerstoffbedarf und bilden in einigen Gewässern wie Dorfteichen, Tonkuhlen, Moorstichen und stark verkrauteten Waldteichen die einzige Fischart.
Schleien gelten bei der Nahrungsaufnahme als äußerst vorsichtig und sind in vielen Gewässern ausschließlich nachts[15] oder bei nebeligem und bedecktem Wetter aktiv auf Nahrungssuche. Tagsüber verstecken sich die lichtscheuen Schleien häufig regungslos in Unterwasserpflanzen.[16] Sind sie auf Nahrungssuche, so machen sich Schleien in kleinen Gruppen häufig beim Gründeln im Schlamm durch das Aufsteigen von Sumpfgasblasen bemerkbar. Gefangen werden Schleien am besten bei Morgen- und Abenddämmerung in der Nähe von Schilfgürteln, Seerosen oder anderen stark verkrauteten Gewässerteilen mit tierischen Ködern, wie Mistwürmern, Muschelfleisch, Maden, Castern,[17] Shrimps etc. Das Bevorzugen von tierischer Nahrung liegt am kurzen Darm der Schleien und der schlechteren Verwertung von pflanzlicher Nahrung. Kompost und Wurmerde zeigen auf Schleien eine starke Lockwirkung.[18] Zu den pflanzlichen Ködern zählen Mais, Teig, Weißbrot und ähnlich wie beim Karpfenangeln Mini-Boilies. Während der Sommermonate beißen Schleien bei reichlichem Nahrungsvorkommen meist sehr zögerlich und vorsichtig und werden überwiegend mit der Liftmethode im ultraleichten Posenangeln überlistet. Schleien sind dafür bekannt, dass sie häufig nur ganz feine, kaum merkliche Zupferbisse verursachen und oft unentschlossen mit dem Köder spielen.
Im Frühjahr (beste Zeit im März bis zur Weißdornblüte) dagegen sind Schleienbisse oft sehr vehement und abrupt, da die Tiere nach den kargen Wintermonaten, die sie meist im Gegensatz zu Karpfen und anderen Weißfischen vollständig im Winterschlaf verbringen, sehr ausgehungert sind. In tieferen Baggerseen mit nur kleinen pflanzenbewachsenen Uferstreifen sind Schleien in der Regel weniger territorial und standorttreu, zeigen vom flachen Natursee abweichende Verhaltensmuster und durchstreifen das Gewässer auf ihren Fressrouten. Hier kann mit Bissen zu jeder Tageszeit gerechnet werden.[19]
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